Ein Gedanke zu Erntedank
Caro K. und Franzi S. haben sich strafbar gemacht. Sie haben „containert“. Sie sind nachts auf den Hof einer Supermarktkette eingedrungen, haben einen Abfallcontainer geöffnet und weggeworfenes Obst, Gemüse und Joghurt zum eigenen Verzehr entwendet. Die Polizei hat sie erwischt, ein Gericht hat sie verurteilt.
Juristisch ist die Sache klar. Moralisch aber trifft die Schuld nicht Caro und Franzi. sie weisen mit ihrem Containern vielmehr auf einen schweren Missstand in unserem Land hin: Weltweit werden täglich 4600 Kilokalorien Nahrungsmittel pro Kopf erzeugt – weit mehr als ausreichend für alle Menschen - aber nur 2000 kcal davon werden tatsächlich verzehrt. Bei uns in Deutschland werden pro Kopf (!) 81 kg Lebensmittel in Privathaushalten weggeworfen, weitere 56 kg pro Kopf gehen in der Industrie und im Handel verloren. Auch die Fleischproduktion schmälert deutlich die pflanzlich erzeugten Kalorien. Und selbst die Landwirtschaft muss schon Nahrungsmittel vernichten, wenn die Ware nicht dem Schönheitsideal des Endverbrauchers entspricht.
Gegen diese Missstände gibt es kein Patentrezept. Aber eines ist klar: wenn wir durch gezielteres Einkaufen, sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln und durch geringeren Fleischkonsum Ressourcen sparen würden, könnte das ärmeren Ländern und hungernden Menschen helfen. Wenn Jesus als Weltenrichter zu uns sagt: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben“ könnte er auf solch ein bewusstes Verhalten anspielen. Danke, Caro und Franzi, für euren ansprechenden Impuls!
Dekan Martin Steinbach