Der 14. April ein Wendepunkt?

 

Leider nicht. Sturheil geradeaus ging es. Immer weiter im Schlaf sich sicher fühlend. Der Triumph der Menschheit über die Schöpfung. Nie wieder wollten Menschen danach die Natur unterschätzen und Herren der Welt spielen. Der 14. April verbindet zwei Geschichten aus dem Buch Genesis.Es ist die Arche, ein Schiff so groß, dass es nicht nur Noah und seiner Familie, sondern auch noch allen Tieren Sicherheit gibt und sie vor dem Untergang in den Meeresfluten beschützt. Immer wieder meinen wir Menschen, uns durch Technik vor jedem Unheil schützen zu können, und immer wieder scheitern wir.

Wenige Kapitel später wird erzählt, wie die Menschen etwas noch größeres schaffen wollen: einen Turm, der bis zum Himmel reicht, um Gott dort oben von Angesicht zu Angesicht guten Tag zu sagen, in Babel. Eine Weile geht das gut, bis Gott auf eine fiese Idee kommt. Er erfindet unterschiedliche Sprachen und stiftet Verwirrung, die das Projekt scheitern lässt.

Verwirrung herrscht auch am 14. April 1912 irgendwo im Atlantik südlich von Neufundland. Nach 12 Tagen Fahrt rammt das nach griechischen Riesen benannte Schiff Titan-ic einen Eisberg. Keine Arche Noah, eher ein Turmbau zu Babel. Nicht unsinkbar, sondern verletzlich. Und warum? Es lag wohl an der babylonischen Sprachverwirrung. Auf der Funkstation an Bord der Titanic herrschte Hochbetrieb. Zahlreiche Passagiere waren so euphorisch, dass sie ihren Lieben zu Hause telegrafieren wollten, wie lustig die Seefahrt ist. So hatten die Funker keine Zeit, die Warnungen vor Eisbergen zu empfangen und schon gar keine Zeit, um dies an die Schiffsbrücke weiterzuleiten.

Zuviel Informationsaustausch. Das erinnert mich daran, wie manche Familien am Frühstückstisch; wie Freunde im Café; lieber in ihre Handys starren und posten und so das wichtigste verlieren, was sie haben: die Gegenwart von echten lebenden Menschen. Wenn Sie das nächste Mal mit dem Handy über die Straße gehen, passen Sie auf, dass Sie kein Eisberg erwischt.